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Theologische Versuchungen – Tischgespräche mit Genuss

  • Zu Tischgesprächen mit Genuss hatten der Kirchenkreis Rendsburg-Eckernförde und die Evangelische Akademie der Nordkirche gemeinsam in die Christkirche eingeladen. Fotos: Reinhard Frank
  • Professor Dr. André Munzinger von der Christian-Albrechts-Universität Kiel (Mitte) sprach über Veränderungen.
  • Haben den Abend gestaltet: Propst Matthias Krüger, Professor Dr. André Munzinger, Pastorin Maike Lauther-Pohl und Diakonin Sabine Klüh (v.r.).

Rendsburg - Zu theologischen Gesprächen in neuem Format hatte der Kirchenkreis Rendsburg-Eckernförde zu einem Vortrag von Professor Dr. André Munzinger von der Christian-Albrechts-Universität Kiel in die Christkirche eingeladen. Die Evangelische Akademie der Nordkirche und Propst Matthias Krüger, Diakonin Sabine Klüh und die Pastorin Maike Lauther-Pohl wiesen angesichts weitreichender gesellschaftlicher Veränderungen bei „Tischgesprächen mit Genuss“ auf notwendige Erneuerungen und Änderungen des kirchlichen Lebens hin. Zum „Genuss“ zählten dabei nicht nur theologische Impulse und Begegnung. Auch für das leibliche Wohl wurde bestens in einem 4-Gänge-vegetarischen Menü und Musik gesorgt.

Einladung und Thema dieses Abends waren ebenso außergewöhnlich wie besonders. Anregungen und Wunsch zum gegenseitigen Austausch lieferte Professor Dr. André Munzinger. Mit drei Kurz-Vorträgen animierte er zur Suche nach Antworten zu Themen angesichts drastischer Veränderungen der Gesellschaft.

„Veränderungen wahrnehmen“, „Theologische Verlockungen - Vertrauen versuchen“ und „Zukunftslust - Veränderung verantworten“ waren unter anderem Themen der drei kurzen Impuls-Vorträge. Gespickt mit einer Fülle von Anregungen, die angesichts aktueller Entwicklungen schon an diesem Abend auf fruchtbaren Boden fielen, zeigte er Anforderungen und Möglichkeiten künftiger Kirchenarbeit auf. Sie seien für das weitere Bestehen seelsorgerischer Arbeit essenziell. Veränderungen des Interesses an „Kirche“ hatten wohl die meisten der mehr als 40 Besucher schon gespürt. Sie schienen aber auch ratlos zu sein, wie damit auf dem Weg zu grundlegend neuen (oder anderen) Lebensweisen umzugehen wäre. Es erfordere Mut und Vertrauen, um bestehende Bedingungen grundlegend zu ändern.

„Mensch sein heißt Veränderung“ – was Professor Munzinger anfangs so knapp und klar auf den Punkt brachte, wurde an Beispielen aus dem täglichen Leben klar: Krisen oder politische Extremisten als Zeichen stetiger Veränderungen „kommen immer näher und machen Angst. Menschen werden älter und mehr“ – was auch als Bedrohung aufgefasst werden könnte. „Wie wollen wir in fünf Jahren leben?“

Die Rolle von Theologie und Kirche, kulturelle Veränderungen, aber auch Verletzungen und Enttäuschungen schürten Misstrauen. „Wir scheitern an unserem Veränderungswunsch, reagieren verletzt oder werden misstrauischer.“ Dennoch gelte es, trotz aller Veränderungen Vertrauen zu behalten und sich den „Entdeckungsraum der Lust auf Veränderung zu bewahren!“ Wer bislang nur an eigene, persönliche Veränderungen gedacht hatte, wurde hier zu größerem Denken und Mitmachen ermutigt. „Leider haben wir die Beteiligungskirche verlernt!“, stellte Margarete Jacobsen im Tischgespräch fest. „Gemeinsames Gemeinde-Leben findet nicht statt“, beklagte ebenso Renate Ahlmann fehlende Möglichkeiten des gemeinsamen Austausches.

Den zu nutzen und zu pflegen, ermutigte Professor Munzinger. „Was unterstützt uns, dass wir hier sein können? Wer macht es möglich, dass ich in den Tag gehen kann?“ Die Antworten darauf erschienen selbstverständlich, hier im kirchlichen Rahmen jedoch unerwartet: Auch „Polizei, Feuerwehr und viele andere.“ Über sie werde in theologischem Zusammenhang nur selten gesprochen. „Die Komplexität erschlägt uns. Obwohl voneinander abhängig, sind wir nicht mehr in der Lage, miteinander zu sprechen. Wir brauchen neue Formate und müssen ausprobieren, wie wir noch besser aufeinander hören können. Dazu gehört es auch, positives und zielgerichtetes Streiten einzuüben und die Meinung des anderen auszuhalten. Auch mit Geduld auszuhalten und zuzulassen, dass Veränderungen versucht werden.“

Dieser Abend in der Christkirche bleibt - weil in jeder Hinsicht neu – unvergesslich. Auch weil er nicht „nur“ in der Christkirche, sondern darin auch im Altarraum an einem Ort stattfand, der bislang von Besuchern und Teilnehmern kirchlicher Angebote nur selten, meist nie, betreten oder gar, wie hier, „besetzt“ wird.  

Reinhard Frank

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